INTERVIEW_25.7.

Österreichische Mannschaftssportler, die Erfahrungen bei Großereignissen haben, gibt es nicht allzu viele. Die SPORTBOX-Testimonials Clemens Doppler und Conny Wilczynski sind zwei davon. Im großen SPORTBOX-Doppel-Interview erzählen sie exklusiv und rechtzeitig vor der Beach-Volleyball-WM (ab 28. Juli bis 6. August 2017 auf der Wiener Donauinsel), worauf es bei solch einem Highlight ankommt. 

Außerdem werfen sie einen Blick zurück auf die SPORTBOX-Sommercamps 2017, verraten wie es mit dem ersten österreichweiten Sportcamp weitergehen soll und sprechen auch über das Thema "Karriereende"...

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#SPORTBOXinside: Conny, vor rund zwei Jahren hattest du die Idee, eine österreichweite Struktur für polysportive Sportcamps aufzubauen. Jetzt waren hunderte Kids in den ersten drei Juli-Wochen bei der Premiere der SPORTBOX-Sommercamps dabei. Du selbst hast alle Standorte besucht - wie fällt dein persönliches Fazit aus?

Conny Wilczynski: „Sehr sehr positiv. Wir sind extrem zufrieden und happy, wie es gelaufen. Denn wir wurden, in Form von begeisterten Kids und sehr positiven Feedback, von Komplimenten nur so überschüttet. Das zeigt uns, dass wir vor Ort mit Qualität überzeugen konnten. Insgesamt hatten wir sieben Standorte in ganz Österreich - von Wiener Neustadt bis nach Lustenau - und überall sehr engagierte Trainer-Teams und CampleiterInnen. Damit haben wir eine gute Basis gelegt auf der wir in den kommenden Jahren bzw. Ferien aufbauen können." 

#SPORTBOXinside: Clemens, du warst als (Beach-)Volleyball-Testimonial ebenfalls an zwei Standorten, nämlich in Linz und im BSFZ Südstadt, vor Ort und hast jeweils eine trainingsBOX (= Trainingseinheit) geleitet. Wie wars?

Clemens Doppler: "Super cool. Erstens sind beide Location vom Standort her top. Und zweitens waren alle voll motiviert. Sandig, verschwitzt, die Kids haben sich nach jedem Ball geschmissen - so soll`s sein. Außerdem waren in Linz zwei Jungs dabei, die echt talentiert waren. Ich werde sie im Winter für ein paar Tage nach Wien holen, denn sie sollten uns nicht durch die Finger rutschen. Aber auch alle anderen Kids waren lässig drauf, haben jeden Tipp aufgesagt. Ich habe mir fest vorgenommen, dass ich nächstes Jahr eine volle Woche dabei sein kann, denn man bekommt von den Kids alles sofort zurück." 

#SPORTBOXinside: Nachdem die SPORTBOX-Sommercamps 2017 letzte Woche mit dem Camp in Maria Enzersdorf (BSFZ Südstadt) zu Ende gingen: Wie geht´s jetzt mit der SPORTBOX weiter?

Clemens Doppler: "Das erste Jahr war für uns sehr wichtig, um zu sehen, wie unsere Idee, unsere Philosophie, unser Zugang zu einem Sportcamp angenommen wird. Wir haben diesbezüglich alle sehr viel positives Feedback bekommen - egal ob persönlich vor Ort, über Social Media oder per Mail. Jetzt haben wir hinsichtlich der Sommerferien 2018 mehr Vorlaufzeit als heuer und werden diese für weitere Verbesserungen und die Erschließung neuer Standorte nutzen. Außerdem ist es schön zu sehen, dass viele Leute auf uns zukommen und hinsichtlich möglicher Kooperationen nachfragen. Das werden wir uns natürlich ebenfalls anschauen und dann im Einzelfall entscheiden. Wichtig wird jedenfalls sein, dass jetzt die Mundpropaganda funktioniert und wir so viele Kids wie möglich für die SPORTBOX.-Camps begeisterten."  

Conny Wilczynski: "Wir werden jetzt die nächsten Woche dazu nützen, um die heurigen Camps auszuwerten, zu reflektieren und zu lernen. Denn wie Clemens schon gesagt hat, wollen wir in erster Linie die bestehenden Standorte weiter entwickeln und in einem nächsten Schritt auch neue Standorte erschließen sowie in neue Regionen gehen. Ein wichtiger Punkt ist auch, dass wir den Eltern und Kindern schon ab Herbst die Möglichkeit bieten werden, sich für die SPORTBOX-Sommercamps 2018 anzumelden. 

Und wir werden an je einem Standort im Osten (Anm. im BSFZ Südstadt) sowie im Westen (Anm. Sportpark Lustenau) in den Weihnachtsferien polysportive BALLSPIELTAGE anbieten (Anm. jeweils von 2. bis 5. Jänner 2018). Damit setzen wir ein weiteres Statement und bieten den Kids die Möglichkeit, auch in den Weihnachtsferien Ballsport zu betreiben."

#SPORTBOXinside: Themenwechsel. Clemens, in wenigen Tagen startet die Beach-Volleyball-Weltmeisterschaft auf der Donauinsel in Wien. Die klassische Journalisten-Frage nach der Vorfreude sparen wir aus, wollen aber wissen, ob die Vorbereitung so gelaufen ist, wie ihr euch das erwartet habt?  

Clemens Doppler: "Ja, wir sind voll im Soll, hatten durch die Bank gute Ergebnisse und sind körperlich und spielerisch heuer sehr gut drauf. Wir haben gute Teams geschlagen, die in Wien jedenfalls um die Medaillen mitspielen werden und wollen den Heimvorteil nutzen."

#SPORTBOXinside: Conny, Clemens spricht den Heimvorteil an, kennt dieses Gefühl aus Klagenfurt. Hast du, aus deiner Erfahrung der Heim-EM 2010 mit dem Handball-Nationalteam in Linz und Wien, irgendwelche Tipps für ihn?

Conny Wilczynski: "Clemens braucht keine Tipps, denn er weiß wie jeder Sportler, der bereits große Events im eigenen Land erlebt hat, dass der Heimvorteil sich vor allem Platz selbst auszahlt. Außerhalb des Spielfeldes darf man nicht unterschätzen, dass man vor und nach dem Spiel von allen Seiten belagert wird, jeder etwas von einem haben will. Da ist es nicht leicht, sich auf den Sport zu konzentrieren und wichtig die Balance zu finden. Einerseits den Wünschen gerecht zu werden, andererseits den Fokus beizubehalten."

Clemens Doppler: "Absolut. So ist es und dazu braucht man eine gute Planung und eine gute Organisation. Wir kennen das aus Klagenfurt in den letzten Jahren. Denn wie Conny angesprochen hat, ist es entscheidend, die Schere zwischen Konzentration halten und die Publicity nutzen, zu schaffen. Die richtige Konzentration zu finden, heisst aber nicht, sich in einem dunklen Zimmer einzusperren und nachzudenken, sondern bedeutet für mich, eine gute Zeit zu haben. Denn das oberste Ziel ist natürlich, gut zu spielen und den Leuten eine gute Show zu bieten."    

#SPORTBOXinside: Clemens, du hast etliche WM-, EM und Olympia-Teilnahmen zu verbuchen. Conny, du warst zwei Mal bei einer EM und ein Mal bei einer WM im Einsatz. Ganz generell an euch die Frage: Was macht Großereignisse so besonders?

Clemens Doppler: "Dass viel mehr rund herum passiert. Dadurch passiert auch mehr im Kopf. Und eine WM wie jetzt in Wien ist eben das größte Ereignis nach Olympia in unserer Sportart und rückt dadurch mehr als sonst ins Scheinwerferlicht."

Conny Wilczynski: "Die Atmosphäre ist bei Großveranstaltungen unvergleichbar. Wenn sich die gesamte Elite einer Sportart trifft, also beispielsweise die gefühlt ganze Handball-Welt zusammenkommt. Da dabei zu sein und sein eigenes Land vertreten zu dürfen, das ist ein Highlight für jeden Sportler."

#SPORTBOXinside: Aber vordergründig wird genauso Handball oder Beach-Volleyball gespielt. Man hat aber das Gefühl, dass Großereignisse auch am Spielfeld ihre eigenen Gesetze haben. Was unterscheidet also ein WM-Match von einem "normalen" Turnier- oder Meisterschaftsspiel? 

Conny Wilczynski: "Zum einen muss man als Spieler auf den Punkt top fit sein. Zum anderen spielt die mentale Vorbereitung, die mentale Fitness eine große Rolle. Im normalen Meisterschaftsbetrieb beispielsweise kannst du Fehler mittelfristig wieder kompensieren. Bei Großereignissen bekommst du oft keine zweite Chance innerhalb eines Turniers. Dieser Nervenkitzel kann aber auch Kräfte freisetzen. Daher ist die mentale Fitness noch wichtig als sonst und ermöglicht, noch mehr über seine Grenzen zu gehen als sonst."

#SPORTBOXinside: Apropos mentale Vorbereitung. Wie läuft das ab? Was können wir uns darunter vorstellen?

Conny Wilczynski: "Das handhabt natürlich jeder Sportler individuell. Ich persönlich war immer ein Freund davon, das Großereignis im Kopf durchzuspielen und im Vorfeld positive Bilder vor dem geistigen Auge abzuspielen. Sich Ziele, aber keine Grenzen zu setzen. Es nimmt Druck, wenn man mental vorbereitet ist und weiß, was einen erwartet."

Clemens Doppler: "Das stimmt absolut. Alex (Anm. Horst) und mir kommt diesbezüglich entgegen, dass wir schon lange dabei sind und diese Situationen sehr gut kennen. Das ist vielleicht ein kleiner Vorteil gegenüber manch anderem Team. Dazu kommt, dass uns die große Bühne taugt, selbst wenn die Leute gegen uns sind. Aber noch besser ist natürlich, wenn das Publikum hinter uns steht. Das liegt nicht jedem, aber wir sind die richtigen Typen für so eine Atmosphäre." 

#SPORTBOXinside: Dass lässt uns auf eine absolute Top-Platzierung von Doppler/Horst bei der WM hoffen!

Clemens Doppler: "Wir wollen jedenfalls um die Top-Platzierungen mitreden und wissen, dass wir von der Konkurrenz sehr ernst genommen werden. Rein sportlich gesehen ist die WM eigentlich ja das schwerste Turnier, weil die 48 besten Teams am Start sind, bei Olympia beispielsweise manche Top-Paare aufgrund der Nationen-Beschränkung nicht teilnehmen können.

Unser erstes Ziel ist aber, die Gruppe zu schaffen. Danach startet das Turnier neu und du darfst dir, so wie das Conny vorhin angesprochen hat, keinen Fehler mehr erlauben. Dann kann es also schnell gehen. 

Wir gehen jedenfalls mit dem Selbstvertrauen in das Turnier, heuer bereits die Nummer eins der Welt und alle Medaillen-Gewinner von Rio 2016 geschlagen zu haben."

#SPORTBOXinside: Conny, wirst du eigentlich auch bei der WM auf der Donauinsel im Stadion sein?

Conny Wilczynski: "Ja, auf jeden Fall. Ich werde zwar die erste Phase versäumen, weil ich in Kroatien auf Urlaub bin, dann aber jedenfalls live dabei sein und bin optimistisch, dass ich Clemens dann vor Ort die Daumen drücken kann. Ich freu mich jedenfalls sehr darauf und bin sicher, dass dieses Event ein Riesen Spektakel und echt cool wird."

#SPORTBOXinside: Jeweils noch eine Frage und wir möchten mit dir, Conny, beginnen. Du hast deine Nationalteam-Karriere nach der EM 2014 beendet. Wann hat sich dieser Entschluss bei dir herauskristallisiert und würdest du Clemens auch raten, nach einem Großereignis aufzuhören?

Conny Wilczynski: "Wenn er die Goldmedaille holt, dann wäre das vielleicht ein guter Zeitpunkt (lacht). Im ernst: Für mich war es damals der perfekte Zeitpunkt, weil die EM im Handball-Mekka Dänemark ein erfolgreicher und runder Abschluss war. Grundsätzlich ist es sicher schön mit einem Highlight aufzuhören, aber jeder muss diesen Entschluss für sich treffen und schauen, wann es sich im Kopf und im Herzen richtig anfühlt. Wenn dieser Zeitpunkt da ist, dann passt das, denn dieses Gefühl bleibt dann auch nach dem Karriereende in deinem Kopf. So gesehen ist auch nicht wichtig, wie "groß" das letzte Match war, sondern dass es sich insgesamt gut und richtig anfühlt. Aber ich denke, dass Clemens erstens noch voller Tatendrang ist und zweites diesbezüglich keine Ratschläge braucht." 

#SPORTBOXinside: Clemens, greifen wir die "Idee" von Conny gleich auf. Ist die Schlagzeile "Doppler/Horst verabschieden sich mit WM-Medaille in die Beachvolleyball-Pension" realistisch? 

Clemens Doppler: "Nur ein Teil davon (grinst). Das Karriereende ist für uns, unabhängig vom Ausgang der WM, noch nicht geplant. Wir haben beide noch sehr viel Spaß und Freude am Beachvolleyball und auf der Tour und wollen auch nach dieser Saison unbedingt weiter machen. Wir werden aber nach dieser Saison auch die wirtschaftliche Situation beleuchten müssen und uns die Frage stellen, wie die Situation im Hinblick auf Förderungen und Sponsoren aussieht. Sofern es also wirtschaftlich möglich ist, wird es auch als WM-Medaillengewinner weiter gehen."

#SPORTBOXinside: Vielen Dank euch beiden! Conny, dir noch einen schönen Sommer und dir, Clemens, alles Gute für die WM! Wir drücken die Daumen!

Clemens Doppler: „Vielen Dank!“
Conny Wilczynski: „Bis bald!“